Prof. Jens Woelk
Von Heinz Gstrein
Das Thema Tirol hat bei der OSZE-Konferenz „Ethnische Minderheiten, Brückenbau und Integration“ am Wochenende in der Wiener Hofburg wieder eine Rolle gespielt, wenn es auch nicht ausdrücklich auf der Tagesordnung stand. Doch erläuterte der in Trient lehrende Prof. Jens Woelk rechtliche Aspekte der Schaffung von „Euroregionen“ für grenzüberschreitende Minderheiten am Beispiel von Deutschen und Dänen auf beiden Seiten der heutigen Schleswiger Grenze. Im Gespräch ging er dann auf die Anwendung dieser Grundsätze auf anders gelegene Fälle wie z.B. für das gesamte historische Tirol ein.
Schon der OSZE-Hochkommissar für Ethnische Minderheiten, Henrik Villadsen, hatte in seiner Eröffnungsrede vergleichend auf den so schwierigen Fall von Nord- und Südzypern hingewiesen, für den gerade in diesen Tagen Vertreter der griechischen und der türkischen Volksgruppe um eine Lösung ringen. Auf beiden Seiten ist aber in europäischem Sinn die „Vereinigung für Geschichtsforschung und Dialog“ schon länger darum bemüht, dass „engagierte und mutige Personen aus verschiedenen Ethnien ihre Kräfte zu einem gemeinsamen Ziel vereinen.“
Parallelen von der Zypern- zur Südtirolfrage hatte bereits in den 1960er und frühen 1970er Jahren der damalige österreichische Botschafter für Nikosia gezogen, der große Freund Südtirols Staatssekretär Ludwig Steiner. Jetzt wies Prof. Woelk auf die Vision einer „Euroregion Gesamt-Tirol“ als durchaus im Sinn der EU-Empfehlung von 2011 für die Schaffung solcher Regionen hin. Dazu müsse jedoch auf allen Seiten der Boden durch gemeinsam verbindende kulturelle Aktivitäten und allgemein ein besseres gegenseitiges Kennenlernen bereitet werden. Schon die „Jungen Europäischen Föderalisten“ und der leider früh verstorbene Innsbrucker Politikwissenschafter Prof. Fried Esterbauer hatten eine Wiedervereinigung Tirols als Euroregion aus der autonomen Region Trentino-Südtirol, dem zu Belluno geschlagenen Ladinien und dem österreichischen Bundesland Tirol als „Optimallösung“ befürwortet.